Warum ist eine Histaminintoleranz in den Wechseljahren besonders häufig?

© Olga Miltsova/shutterstock.com

Tomaten, Avocado, Eier und frischgepresster Orangensaft zum Frühstück – klingt eigentlich gesund und nahrhaft, doch ist es bei einer Histaminintoleranz ein denkbar schlechter Start in den Tag. Besonders bei Frauen in den Wechseljahren können histaminhaltige Lebensmittel Probleme bereiten. Warum ist das so?

Deutlich mehr Frauen als Männer sind von einer Histaminintoleranz betroffen. Allein schon diese Tatsache lässt eine Verbindung von Hormonen und Histamin vermuten.

Besonders dem Östrogen wird ein starker Einfluss zugeschrieben. Hier ist allerdings nicht relevant, ob sich die absolute Östrogenmenge im Normbereich bewegt, sondern bedeutsamer ist das Verhältnis des Östrogens in Relation zu anderen Hormonen wie insbesondere zum Progesteron.

Zahlreiche körperliche Symptome

Ab dem 40. Lebensjahr reduziert sich bei den meisten Frauen die Produktion von Östrogenen und Gestagenen in den Eierstöcken. Diese beiden Hormone sind am weiblichen Zyklus beteiligt, und durch die nachlassende Hormonproduktion kommt es zunächst zu Unregelmäßigkeiten im Zyklus, bis die Menstruation schließlich ganz ausbleibt.

Die hormonellen Veränderungen in dieser Lebensphase führen bei ca. 80 % der betroffenen Frauen zu zahlreichen körperlichen Symptomen. Von diesen erleidet ungefähr jede dritte Frau so starke Beeinträchtigungen, dass sie den Alltag ohne eine entsprechende medizinische Behandlung kaum bewältigen können.

Frauen ab 40 Jahren häufiger betroffen

Dass häufig das Histamin involviert ist, wird im Praxisalltag leider viel zu selten berücksichtigt. Dabei ist gerade bei den Wechseljahren ein Zusammenhang von Hormonen und Histamin sehr offensichtlich, wenn man allein die Tatsache bedenkt, dass die meisten von einer Histaminintoleranz betroffenen Personen Frauen sind, und zwar im Alter von 40 Jahren oder älter.

Sie befinden sich also in einer Lebensphase, in der der Körper deutlich weniger Östrogen produziert und Symptome, die für eine Histaminintoleranz geradezu typisch sind, besonders häufig in Erscheinung treten. Experten, die sich mit Histamin auskennen, führen die in dieser Lebensphase auftretenden Histaminintoleranz-typischen Symptome auf einen verringerten Östrogenspiegel zurück.

Behandlung der Histaminintoleranz kann Wechseljahre erleichtern

War es bis vor wenigen Jahren noch weit verbreitet, zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden synthetische Hormone zu verabreichen, hat sich hier aufgrund des inzwischen unstrittigen erhöhten Krebsrisikos mehr Zurückhaltung etabliert. Allerdings wird im Praxisalltag kaum berücksichtigt, dass sich durch eine Therapie der Histaminintoleranz einige Symptome spürbar verbessern können, sodass eine Verabreichung von Hormonen nicht unbedingt erforderlich wird.

Pflanzliche Präparate und naturidentisches Progesteron

Ergänzend zu einem Abbau des überschüssigen Histamins empfiehlt die Naturheilkunde diverse pflanzliche (phytotherapeutische) Mittel, um den Hormonhaushalt auf sanfte Weise ins Gleichgewicht zu bewegen. Hier kommen Präparate wie z. B. Rotklee, Frauenmanteltee, Mönchspfeffer (Agnus Castus) und Traubensilberkerze, die auch als Phytoöstrogene bezeichnet werden, in Frage. Auch Soja wird häufig empfohlen, eignet sich bei einer HIT allerdings nicht.

Besonders gute Erfahrungen werden inzwischen häufig mit naturidentischem Progesteron gemacht. Diese verschreibungspflichtige Creme wird einige Tage pro Monat auf die Haut (z. B. Oberschenkel) aufgetragen und trägt spürbar zu einem ausgeglichenen Hormonhaushalt bei.

Ob und in welcher Dosierung die Verabreichung von natürlichen Hormonen in Betracht kommt, kann durch bei Gynäkologen übliche Bluttests meistens nicht ausreichend festgestellt werden. Ganzheitlich arbeitende Therapeuten bevorzugen spezielle Speicheltests, mit denen nicht nur Östradiol, Östriol und Progesteron bestimmt werden können, sondern auch Testosteron und DHEA. Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen in der Regel nicht übernommen.