Wie wirkt sich Qi Gong auf die Gesundheit aus?

Was ist Qi Gong

Qi Gong ist einer der fünf wichtigen Bestandteile der Traditionellen Chinesischen Medizin und die unterschiedlichen Übungen sind heute auch in der westlichen Welt ein beliebtes Instrument geworden, um Körper und Geist in Einklang zu bringen, um Wohlbefinden und Energie zu erlangen.

Was ist Qi Gong?

Qi Gong versteht sich als umfassendes System von Bewegungs- und Meditationsübungen, die sich im Laufe der Jahrtausende entwickelt haben. In der asiatischen Heimat wurden die Übungstechniken an die Schüler weitergeben, die sie dann wiederum verfeinerten oder abänderten. Dieser Rhythmus besteht bis heute fort und so sind die Zahl der Übungen sowie die Ausprägungen des Qi Gong sehr groß.

Der Oberbegriff Qi Gong ist allerdings erst in den 1950er Jahren geprägt worden. Er drückt die wesentliche Zielsetzung der Übungen aus. Qi bedeutet Lebensenergie oder Lebenskraft, Gong steht für Arbeit, Übung, Kunstfertigkeit. Zusammen bilden sie das wichtige Grundprinzip ab: Die Lebensenergie durch stetige Übung im Fluss halten. Qi ist das zentrale Element der asiatischen Lebens- und Existenzphilosophie. Die Lebenskraft oder Lebensenergie durchströmt das ganze Universum, erst durch sie wird das Leben ermöglicht.

Ungehinderter Fluss der Lebensenergie

Qi oder Lebensenergie wird vom Körper, z.B. durch Nahrung, Atem, aufgenommen und auch wieder abgegeben. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Begriff Energieräuber, den wir im Alltag für Dinge oder auch Menschen verwenden, die uns förmlich Energie und Kraft entziehen. An diesem Beispiel lässt sich die Abgabe von Lebensenergie passend darstellen. Energieräuber müssen dabei keineswegs negativ behaftet sein. Auch ein geliebtes Hobby oder sportliche Aktivitäten, die viel Ausdauer und Aufmerksamkeit benötigen, verbrauchen Energie.

Im Bezug auf Körper und Geist des Menschen spielt der ungehinderte Fluss der Lebensenergie demzufolge eine bedeutende Rolle für Gesundheit, Ausstrahlung, inneres Gleichgewicht und Wohlbefinden. Die Traditionelle Chinesische Medizin spricht auch von einem energetischen System, von dem der Körper durchzogen ist. Im Inneren des Körpers finden sich die Netzleitbahnen zu den Organen und Akupunkturpunkte, auf der Hautoberfläche liegen Meridiane, Leitbahnen und Öffnungen für das Qi. Die Lebensenergie wird in verschiedenen Sammelzentren gebündelt, von denen das Becken die wichtigste Sammelstelle darstellt.

Dehnungen und Atemübungen

Körperliche und seelische Beeinträchtigungen und Krankheiten sind ein Hinweis darauf, dass sich Blockaden im energetischen System befinden und die Lebensenergie nicht ungehindert fließen kann. Qi Gong lässt sich als vorbeugende, heilsame und aufbauende Lebensenergiepflege formulieren. Die Vielzahl der Übungen macht jedoch deutlich, dass Qi Gong auf die individuellen Bedürfnisse durch die Auswahl der richtigen Übungen abgestimmt werden kann. Es finden sich Übungen, um die Lebensenergie wieder zu wecken, verbrauchte Lebensenergie gegen frische auszutauschen, Lebensenergie zu formen, also in die richtigen Bahnen zu lenken, und einen „Vorratsspeicher“ an Lebensenergie anzulegen, auf den bei Bedarf zurückgegriffen werden kann. Dabei konzentriert sich Qi Gong auf die „innere“ Arbeit mit der Lebensenergie.

Dehnung, Atemübungen, Visualisierung und meditative Bewegungsabläufe sind die wesentlichen Bestandteile von Qi Gong. Die Übungen sind für Menschen jeden Alters realisierbar, viele Übungen sind auch im Stehen oder Liegen durchführbar. Die Bewegungen werden langsam und fließend durchgeführt. Die Übungen tragen z.B. Namen wie „Das Spiel der fünf Tiere“, „Atem des Universums“, „Den Himmel stützen“ oder „Wolken schieben“ und bieten so die Grundlage für die Visualisierung und das Verschmelzen mit der jeweiligen Übung zu einer Einheit. Die Konzentration auf den eigenen Körper wird durch das plastische Bild vor Augen, z.B. wie man gerade die Wolken wegschiebt, um dahinter die strahlende Sonne zu sehen, unterstützt. Qi Gong bietet daher auch eine exzellente Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und abzuschalten, auch, wenn das sonst nur sehr schwierig zu realisieren ist. Die bekannteste Übungsabfolge trägt den Namen „Die acht Brokate“.

Harmonische Bewegungsabläufe

Während der Übungen ist man eins mit sich. Auf sanfte und doch effektive Weise wird so auch der Bewegungsapparat bei einer Vielzahl von Übungen trainiert. Qi Gong Übungen werden in die beiden Hauptbereiche Stilles Qi Gong (Inneres Qi Gong) und Bewegtes Qi Gong (Äußeres Qi Gong) unterteilt, daneben findet sich auch das harte Qi Gong, das sich jedoch auf Abhärtung und Kraftentwicklung stützt und in erster Linie in der Kampfkunst angewendet wird. Stille Qi Gong-Übungen konzentrieren sich auf die absolute Entspannung des Körpers und die richtige Atmung, dabei werden keine körperlichen Bewegungen durchgeführt. Diese Übungen können im Liegen. Stehen oder Sitzen ausgeführt werden. Harmonische Bewegungsabläufe in Verbindung mit bildhaften Vorstellungen und einer ausgewogenen Atmung kennzeichnen das Bewegte Qi Gong.

Duft-Qi Gong zur Reinigung und Entgiftung

Eine besondere Form von Qi Gong Übungen zeigt sich mit dem so genannten Duft-Qi Gong. Es dient zur Reinigung und Entgiftung. Mit Duft ist dabei allerdings nicht ein spezieller Geruch gemeint. Vielmehr zielt Duft Qi Gong auf die Reinigung von verbrauchter Lebensenergie ab. Ziel ist, dass frisches, gesundes Qi wieder durch die Organe fließt. Daher bezieht sich Duft Qi Gong auch auf die Organe des menschlichen Körpers. So werden 36 Organe, über die verbrauchtes Qi ausgeschieden werden kann, definiert. Dazu zählen Darm, Nieren, Blase, Leber, Haut und Lunge. Duft Qi Gong unterteilt sich in drei Stufen: Ableiten von verbrauchtem Qi, Sammeln von frischem Qi und das Übertragen von Qi, wobei eine Übertragung nur bei auserwählten „Schülern“ durch den Lehrer erfolgt.

Die entsprechenden Übungen werden ebenfalls 36 Mal wiederholt. Duft Qi Gong eignet sich besonders als begleitende Hilfe bei verschiedenen Allergieformen, Bluthochdruck, Kreislaufproblemen, Atemwegsbeschwerden, Verspannungszuständen, Rückenschmerzen, Gelenkproblemen, Tinnitus, Hauterkrankungen, Abgeschlagenheit, Verdauungsstörungen, Nieren- und Blasenerkrankungen.

Übung macht den Meister

Qi Gong-Übungen lassen sich mit Geduld und Interesse selbst erlernen, heute stehen zahlreiche Anleitungen und Übungen sowie Kursangebote zur Verfügung. Auch die Ausbildung zum Qi Gong Lehrer hat einen sehr hohen Stellenwert, wie die unzähligen Schulen und Ausbildungsstätten weltweit belegen. Im Rahmen der Traditionellen Chinesischen Medizin wird Qi Gong als Behandlungs- und Therapieform bei verschiedenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen angewendet. Die professionelle Qi Gong Betreuung durch einen ausgebildeten Lehrer und Therapeuten erlaubt die Abstimmung der geeigneten Übungen auf die persönlichen Voraussetzungen des Patienten.

Qi Gong erfordert die Muße des Übens. Zwar sind zahlreiche Übungen von ihrem Aufbau her einfach nachzuvollziehen, allerdings zeigen sie sich auch anspruchvoll, z.B. durch die harmonisch ineinander übergehenden Bewegungsabläufe. Balance und Koordination sind ebenfalls Merkmale von Qi Gong Übungen. Qi Gong eröffnet eine neue Sichtweise und stellt, anders wie bei vielen Fitnessübungen, nicht ein definiertes Ziel, auf das es Hinzuarbeiten gilt, in den Vordergrund, sondern ist von Beständigkeit geleitet. Üben, ist hier im Sinne des eigenen Wohlbefindens gemeint. Je leichter die Übungen ausgeführt werden, umso besser lässt sich die Energie leiten und die positiven Auswirkungen empfinden.

Qi Gong strebt die Einheit von Körper, Seele und Geist an und ist damit auch ganzheitlich ausgelegt. Die Lebensenergie wird nach Auffassung der asiatischen Lehre von äußerlichen und innerlichen Faktoren beeinflusst. Daher lohnt es sich auch in den Punkten Ernährung, Lebensführung und räumliche Umgebung genauer hinzusehen und Verbesserungen anzustreben.

Qi Gong und Gesundheit – Wie profitiert die Gesundheit von Qi Gong?

Innerhalb der Traditionellen Chinesischen Medizin wird das medizinische Qi Gong angewendet, um akute und chronische Krankheitsbilder zu behandeln und gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder Krankheiten vorzubeugen. Das medizinische Qi Gong ist dabei oft eine Kombination aus Übungen und Massagen mit unterschiedlichen Charakteren. So werden beispielsweise Gehübungen zum Ableiten der kranken Lebensenergie aus dem betreffenden Organ durchgeführt, darunter das Herz-Gehen oder das Leber-Gehen. Regulierende Übungen dienen der Energiefreisetzung, der Umwandlung und der Ableitung von Energie. Massageübungen wie Magen-Massage oder Ganzkörpermassage bilden bei vielen Qi Gong-Übungen den Abschluss, damit die Energie optimal auf die verschiedenen Bereiche oder den ganzen Körper verteilt wird.

Ergänzung zur Schulmedizin

Qi Gong gilt als eine Ergänzung zur schulmedizinischen Behandlung und kommt als begleitende Therapie für eine Vielzahl von Erkrankungen (insbesondere chronische) in Frage. Dazu gehören: Asthma, Immunschwäche, Gastritis, Morbus Crohn, Reizdarm, Arthrose, Rheuma, Bluthochdruck, stressbedingte oder nervöse Beschwerden, Burn-Out, Frauenbeschwerden, Rückenschmerzen. Auch als unterstützender Behandlungsansatz bei Autoimmunerkrankungen und Krebs findet Qi Gong heute Anwendung. Als vorbeugende Maßnahme bietet sich Qi Gong ebenfalls hervorragend an. Auch Menschen, die sich mit der Entspannung schwer tun, eröffnet Qi Gong neue Sichtweisen und Möglichkeiten.

Qi Gong ersetzt natürlich nicht den Gang zum Arzt, denn die Schulmedizin und die ärztlichen Behandlungsmaßnahmen stehen immer im Vordergrund bei chronischen Erkrankungen und länger andauernden Beschwerden. Es bietet sich jedoch als begleitende Option in vielen Fällen an. Bei einer akuten Erkrankung raten Experten von Qi Gong ab, insbesondere bei fieberhaften Infekten oder starken Schmerzen. Auch hier ist die ärztliche Praxis gefragt.

Das medizinische Qi Gong sollte von ausgebildeten Lehrern und Therapeuten angeleitet werden, die sich die persönlichen Voraussetzungen des Patienten genauer betrachten, um dementsprechend die richtigen Übungen auszuwählen. Weiterhin sind auch nur solche Übungen sinnvoll, die dem Patienten Spaß machen. Qi Gong ist generell nur dann eine Bereicherung, wenn die Übungen mit Leidenschaft und positiver Einstellung verrichtet werden. Ein selbstauferlegter Zwang, frei nach dem Motto: „Ich muss etwas für meine Gesundheit tun“, zeigt sich hingegen kontraproduktiv, weil er schon für sich alleine zu Störungen im Energiesystem führen kann.

Aktivierung der Selbstheilungskräfte

Qi Gong ist sowohl ein ausgleichendes als auch belebendes Element, es kann die Selbstheilungskräfte aktivieren und zu mehr Gelassenheit im Alltag führen. Bei psychosomatischen Störungen hat sich Qi Gong durch den Abbau von Spannungs- und Verspannungszuständen bewährt. Psychosomatische Erkrankungen stellen Disharmonien im Zusammenspiel von Körper und Geist dar. Während entsprechende Psychotherapien die Ursachen für die körperlichen Reaktionen auf die psychische Problematik analysieren, können Qi Gong Übungen dazu beitragen, den Spannungszustand zu reduzieren.

Die Sensibilisierung für den eigenen Körper lässt sich durch Qi Gong-Übungen schulen, das Gefühl von Wohlsein und Gesundheit kann neu erfahren werden. Menschen, die beispielsweise permanent oder in regelmäßigen Abständen unter Schmerzzuständen oder sogar unter Dauerstress leiden, haben diese Zustände schon als normal verinnerlicht. Sie wissen nicht mehr, wie sich Vitalität und Gesundheit anfühlen. Durch die vielseitigen Atem-, Bewegungs- und Visualisierungsübungen wird die Konzentration auf die innere Wahrnehmung gelenkt.