Wie wird Borreliose wirklich übertragen?

Je nach vorhergehendem Wirt tragen Zecken verschiedene Krankheiten in sich, die sie auf weitere Gastgeber übertragen.

Die häufigste Art der Erreger-Übertragung ist die der Lyme-Borreliose. Während in Europa die Schildzecke (Gemeiner Holzbock) Träger der Borrelia Burgdorferi ist, wird die Borreliose in Amerika vornehmlich durch Hirschzecken übertragen.

In neueren Studien wird desweiteren erforscht, ob die in Deutschland vorkommenden Milbenarten wie Laufmilbe und Herbstmilbe, aber auch Läuse als Träger und Überträger der Lyme-Borreliose in Frage kommen.

Borreliose durch Bremsen- und Mückenstiche

Unbestreitbar gilt mittlerweile die Möglichkeit der Übertragung durch einen Bremsenstich und Mückenstich. Derzeit geht man davon aus, dass etwa 10 % der europäischen Mücken Borrelien in sich tragen. Dies würde bedeuten, dass bei nur 10 Mückenstichen die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, dass auch eine borrelien-verseuchte Mücke dabei war. Denkbar ist also, dass mittelfristig Mücken zu weitaus bedrohlicheren Borrelioseüberträgern werden als es bislang die Zecken sind.

Dennoch gilt bisweilen die Zecke immer noch als die Hauptgefahr der Borreliose-Infektion.

Speichel enthält Krankheitserreger

Um sich besser vor deren gefürchteten Angriffen schützen zu können, ist es hilfreich, den Ablauf eines Zeckenangriffs genauer zu verstehen.

Denn was viele Menschen nicht wissen: bereits beim Einstich können durch die Speichelabgabe Krankheitserreger an den Wirt übertragen werden. Dies gilt insbesondere für die FSME-Viren. Borrelien hingegen werden erst nach einem längeren Zeckenaufenthalt übertragen. Man geht davon aus, dass unterhalb eines Zeitlimits von 12 Stunden eine Borrelieninfektion eher unwahrscheinlich ist.

Ist man sich unsicher und kann die Verweildauer der Zecke nicht nachvollziehen, kann man die Zecke nach ihrer Entfernung im Labor auf Borrelien hin untersuchen. Dies ist eine gute Methode, um eine mögliche Borreliose-Infektion gegebenenfalls auch ausschließen zu können.

Zecken in Lauerstellung

Die Zecke ist kein aktiver Jäger, sondern befindet sich überwiegend in Lauerstellung in Gräsern, Sträuchern und Unterholz. Erwachsene Zecken können sogar auf eine Höhe von bis zu 150 Zentimetern klettern. Von dort werden sie dann durch das Fell eines Tieres oder die Kleidung eines Menschen abgestreift. Um rechtzeitig angriffsbereit zu sein, wenn ein passender Wirt ihres Weges kommt, ist sie auf ein ausgeklügeltes Informationssystem ihres eigenen Körpers angewiesen.

Befindet sie sich gerade in Lauerstellung, wird sie durch ihr eigenes Alarmsystem, dem sogenannten Hallerschen Organ, geweckt. Dieses System dient zur Orientierung, aber es befähigt die Zecke auch, bis zu 50 unterschiedliche Duftstoffe zu wittern.

Wahrnehmung durch Tasthaare

Anhand verschiedener Rezeptoren in Form von Tasthaaren, die an den Vorderbeinen der Zecke sitzen, kann sie Stoffe wahrnehmen, die von ihren potentiellen Wirten abgesondert werden.

Dies kann Kohlendioxid der Ausatemluft sein, aber auch Düfte von Ammoniak oder Buttersäure, die sich im Schweiß befinden. Sobald die Zecke entsprechende Düfte und Gerüche wittert, wird sie sofort wach und ist dann blitzschnell in der Lage, sich an einem Menschen oder Tier festzuklammern.

Kniekehlen, Nacken und Haaransatz besonders beliebt

Mit ihren Vorderbeinen hält sie sich schlagartig an der Haut, Kleidung oder am Fell ihres Zielobjektes fest. Dann wandert sie so lange herum, bis sie bei ihrer Suche einen geeigneten Ort zum Einstechen findet.

Dabei bevorzugt sie dünnhäutige, feuchte und gut durchblutete Körperregionen, die geschützt liegen, um Blut zu saugen.

Beim Menschen sind besonders die Kniekehlen begehrte Zielregionen, aber auch im Nacken, am Haaransatz, hinter den Ohren, im Nabel, am Hals, an den Leisten, zwischen den Beinen und Zehen und unter den Armen ist sie häufiger anzutreffen als an anderen Körperstellen.

Kopfbereich von Kindern besonders gefährdet

Gelegentlich erfolgen auch Zeckenstiche ins Augenlid. Diese Stiche entstehen mitunter durch die nur 0,5 mm großen Zeckenlarven, die lediglich in Ausnahmefällen Borrelien-Infektionen beim Menschen übertragen.

Bei Kindern sind die meisten Zeckenstiche (ca. 75 %) im Kopfbereich festzustellen. Dies hängt mit den Aufenthaltsorten zusammen, wo sich die Zecken oft in Lauerstellung befinden, und die oft in einer Höhe von 1,20 Metern liegen.

Die Zecke als Blutsauger

Während des Stechens sondert die Zecke mit ihrem Speichel ein Betäubungsmittel ab. Die Einstichstelle wird also betäubt, sodass man einen Zeckenstich nicht bemerkt. Der Speichel führt außerdem dazu, dass die Blutgerinnung gehemmt und das Blut somit dünnflüssiger wird. Außerdem löst sich das Gewebe an der Einstichstelle des Wirtes.

Bei ihrem Angriff gräbt sich die Zecke in die Haut ihres Wirtes und reißt mit ihrem Mundwerkzeug die Haut auf. Dabei gräbt sie mit ihrem Stechrüssel eine Grube in das Gewebe und saugt das hier einlaufende Blut ab. Durch das Blutsaugen steigt das Gewicht der Zecke, und damit sie nicht einfach von ihrem Wirt abfallen kann, verhakt sie sich mit ihrem Stechapparat an der Haut. Viele Zecken (nicht der „Gemeine Holzbock“) produzieren darüber hinaus einen Klebstoff, um sich zusätzlich am Wirt zu befestigen. Der Klebstoff wird häufig als Zement bezeichnet.

Während des Blutsaugens filtert die Zecke die nahrhaften Blutbestandteile heraus und gibt die überschüssige Flüssigkeit an den Wirt zurück. Durch diesen Prozess können Erreger wie beispielsweise Borrelien übertragen werden. Man geht davon aus, dass die Übertragung 12 bis 24 Stunden dauert. Denn die Erreger befinden sich vor der Übertragung an den Wirt im Darm der Zecke und gelangen mit den Ausscheidungen der Zecke in den menschlichen Körper.

Dies erklärt auch, warum bei einer sofortigen Entfernung der Zecke die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, tatsächlich infiziert worden zu sein.

Keine Übertragung von Mensch zu Mensch

Die Übertragung von Erregern kann in beide Richtungen erfolgen, sodass nicht nur die Zecke den Wirt infiziert, sondern die Zecke kann sich über das angesaugte Blut selbst auch mit Erregern an ihrem Wirt infizieren.

Sobald die Zecke mit Blut vollgesaugt ist, lässt sie sich von ihrem Wirt abfallen. Vollgesogen kann eine Zecke bis zu 200-Mal mehr wiegen als eine ungefütterte Zecke.

Ist der Wirt mit Borrelien infiziert, kann er diese unter bestimmten Voraussetzungen an andere Menschen übertragen. Bisweilen wird davon ausgegangen, dass eine direkte Übertragung der Krankheit von Mensch zu Mensch nicht möglich ist und erkrankte Personen somit nicht ansteckend sind. Nach neuesten Erkenntnissen wird davon ausgegangen, dass eine sexuelle Übertragung von Mensch zu Mensch nicht mehr ganz ausgeschlossen werden kann. Offiziell durchgeführte Studien, die diesen Weg der Ansteckung bekräftigen bzw. entkräften fehlen derzeit noch.

Mögliche Übertragung auf Ungeborene

Hingegen ist man sich bei schwangeren Frauen mittlerweile sicher, dass der Erreger von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen werden kann. So sind Totgeburten oder Schädigungen des Ungeborenen nicht gänzlich auszuschließen. Ebenso fällt eine Übertragung durch verschiedene Blutprodukte, wie beispielsweise Blutkonserven, in den Bereich des Möglichen.