Nahrungsmittelintoleranzen durch überaktives Immunsystem

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Das menschliche Immunsystem ist hoch komplex und für einen Organismus die wichtigste Basis, um gesund und leistungsfähig zu bleiben.

Der Darm ist das Organ mit dem am besten ausgebildeten Immunsystem im gesamten Körper. Da der Darm allerdings das Organ ist, das durch die zugeführte Nahrung am intensivsten mit körperfremden Substanzen in Kontakt kommt, bedarf dieser eines besonderen Schutzes.

So geht man davon aus, dass mindestens 70 % des gesamten menschlichen Immunsystems im Darm angesiedelt ist. Dies verdeutlicht, wie wichtig ein intakter Darm ist. Ist der Darm erkrankt, ist zwangsläufig auch das Immunsystem geschwächt.

Nahrungsmittel als schädliche Eindringlinge

So hilfreich das Immunsystem auch ist, den Organismus vor Eindringlingen wie Bakterien und Viren zu schützen, so kontraproduktiv ist diese Schutzmaßnahme bei unverträglichen Lebensmitteln.

Man spricht hier von einem überaktiven oder überschießenden Immunsystem, weil es als harmlos geltende Nahrungsmittel als schädliche Eindringlinge identifiziert, und es mit der Bildung von Antikörpern im Blut reagiert. Der Stoff, der die Allergie auslöst, wird Allergen oder Antigen genannt.

Der Körper produziert einen Typ von Antikörpern auf jeden Allergietyp. Seine einzigartige chemische Struktur ist so beschaffen, dass sie genau in das erkannte Allergen hineinpasst wie zwei Puzzleteilchen, die zusammengehören. Kommt der Körper nochmals mit dem allergieauslösenden Stoff in Kontakt, reagieren Antigen und Antikörper miteinander.

Unterschiedliche Reaktion bei Allergie und Intoleranz

Bei Nahrungsmittelallergien werden die Antikörper sofort produziert. Bei Nahrungsmittelintoleranzen hingegen werden die Antikörper innerhalb von Stunden oder sogar erst bis zu 4 Tagen nach dem Verzehr des schädlichen Lebensmittels produziert. Die Antwort des Immunsystems auf diese beiden Varianten ist völlig unterschiedlich.

Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten des Immunsystems, auf Allergene zu reagieren. IgE-Antikörper im Blutkreislauf und Lymphsystem erkennen die fremden Eindringlinge sofort. Bei diesem Vorgang wird sehr viel Histamin ausgeschüttet, was wiederum die Symptome innerhalb von Sekunden oder Minuten hervorruft. Hierbei handelt es sich um die klassische Allergie.

Antigene lösen Bildung von Antikörpern aus

Unser Immunsystem hat spezielle Immunverstärker, die als T-Zellen bzw. Lymphozyten bekannt sind. Sie sind es meistens, die innerhalb von wenigen Tagen ein eingedrungenes Virus bekämpfen. Hierbei vollzieht sich eine zeitlich verzögerte Reaktion, die als Immunglobulin G bzw IgG klassifiziert wird.

Dabei reagiert das Immunsystem auf bestimmte Eigenschaften des Stoffes, den es gilt, abzuwehren. Diese so genannten Antigene lösen schließlich die Bildung von Antikörpern (Immunglobulinen) aus.

IgG-Antikörper binden die Allergene, indem sie Immunkomplexe bilden, sobald die Fremdkörper in den Blutkreislauf eintreten. Im Blut angelangt, können diese Komplexe überall im Körper Schaden anrichten.

Häufiger Verzehr führt zu stärkeren Reaktionen

Je häufiger das unverträgliche Nahrungsmittel gegessen wird, umso stärker reagiert die Immunabwehr auf die erkannten Antigene. Dies erklärt, warum im Laufe der Zeit die Menge des unverträglichen Nahrungsmittels immer geringer wird, die der Körper noch bereit ist, zu tolerieren.

Da das Immunsystem unverträgliche Nahrungsmittel als Fremdkörper erkennt und diese wie eindringende Viren und Bakterien behandelt, ist es eine logische Konsequenz, dass aufgrund dieser Immunreaktionen unterschiedliche Krank- heitsbilder entstehen bzw. begünstigt werden können. Hinzu kommt eine ständige Überlastung des Immunsystems, wenn es stetig weiter mit den unverträglichen Nahrungsmitteln konfrontiert wird. Es hat dann gar keine Chance, sich in Ruhephasen zu erholen, sondern muss stetig am Limit arbeiten. Durch das Auslassen der unverträglichen Nahrungsmittel wird das Immunsystem entlastet.