Ist Milch von Kühen mit Hörnern gesünder und verträglicher?

Hornkühe sind keine spezielle Züchtung, sondern das ganz normale Resultat der Evolution. Allerdings wissen das heute die Kinder nicht mehr und auch nur wenige Erwachsene können mit dem Begriff der „Hornkuh“ etwas anfangen.

Kühe besitzen von Geburt an Hornanlagen, aus denen sich mit der Zeit individuelle Hörner ausbilden. Das ist die „normale“ Kuh, die wir heute auf Wiesen, Weiden oder in den Ställen so gut wie gar nicht mehr sehen, da die Tiere entweder hornlos gezüchtet sind oder ihnen die Hörner entfernt wurden. Dies geschieht bei den Jungtieren mittels Brenneisen und ohne Betäubung. Keine schöne Vorstellung.

Die wichtige Bedeutung des Kuhhorns

Die Hörner einer Kuh entwickeln sich im Laufe ihres Lebens zu einer Art individuellem Fingerabdruck und sind auch für die Verteidigung der Tiere bedeutend. Aus den Hörnern einer Kuh wird die Anzahl der geborenen Kälber ersichtlich, denn es bildet sich nach jeder Geburt bei der Mutterkuh ein Hornring aus. Stärke, Form und Besonderheiten der Hörner lassen zudem Rückschlüsse auf Haltung, Fütterung, Erkrankungen zu.

Die Hörner sind für die Kühe ein wichtiges Handwerkszeug für bestimmte Verrichtungen, z.B. um damit Erde zu bewegen oder sich zur Wehr zu setzen. Auch die tierische Körpersprache und Kommunikation erfolgt durch die Hörner. So wird zum Beispiel die Rangordnung bei Kühen anhand der Hörner festgelegt. Das ist für das Herdenmiteinander extrem wichtig. Bei enthornten Tieren fehlen diese bedeutenden Merkmale, weshalb diese sich untereinander durchaus öfter angreifen.

Enthornung aus wirtschaftlichen Gründen

Die Hörner gehören zu den Sinnesorganen einer Kuh, damit nehmen sie u.a. Temperaturen und Berührungen wahr. Sie besitzen ebenfalls Nerven- und Blutbahnen. Zudem fungieren sie als Temperaturregulator und schützen das Tier vor zu großer Hitze. Das Horn der Kuh ist Teil der Verdauung, denn mit den Hornspitzen können die Kühe die Qualität des Futters auswerten und die Verhältnisse im Magen bestimmen, was gerade auf die Milch Auswirkungen hat.

Die Enthornung der Kuh dient vor allem wirtschaftlicher Effizienz. Hörner beanspruchen Platz und das ist bei der Stallhaltung hinderlich. Viele Tiere werden auf begrenztem Raum gehalten, was auch zu Aggressivität bei den Kühen führt. Mit ihren Hörnern verteidigen sie sich und das Risiko von Verletzungen im Stall steigt an. Daher keine Hörner mehr.

Wachstum und Ausprägung der Hörner werden von der Haltung, den Landverhältnissen, dem Klima und Futter bestimmt. Kleine Hörner bilden sich in Gebieten mit reicher Vegetation und in Wassernähe aus. Bei der Haltung auf kargem Land teilen sich die Kühe ihr Futter entsprechend ein, was die Entwicklung von größeren Hörnern zur Folge hat.

Das Demeter-Siegel für Fleisch und Milch von Hornkühen

Zunehmend besinnen sich die Landwirte auf die Hornkühe und sprechen sich klar gegen die Enthornung aus. Fleisch und Milch von Hornkühen ist daher mit dem „Demeter-Siegel“ gekennzeichnet. Die Befürworter der Hornkuh sind zudem der Meinung, dass die Milch dieser Tiere gesünder sei, als die der enthornten Artgenossen. Insbesondere würde sie besser bei Laktoseinteroleranz vertragen.

Bessere Milchqualität durch Hornkühe?

Um es vorwegzunehmen: Milch oder Fleisch von Hornkühen kann definitiv als natürlicheres Produkt angesehen werden, da die Kühe mit ihren Hörnern auch die Futterqualität bewerten und so nur Nahrung zu sich nehmen, die ihnen bekommt. Bio-Bauern verweisen darauf, dass Hornkuhmilch ein lebendiges Nahrungsmittel ist. Das wird durch sogenannte Kristallisationsbilder belegt.

Um Kristallisationsbilder zu erhalten, wird eine geringe Menge der zu untersuchenden Substanz, in diesem Fall Milch, mit in Wasser gelöstem Kupferchlorid vermischt. In einer speziellen Kristallisationsschale erfolgt in einer Kristallisationskammer über einen Zeitraum von 12 bis 16 Stunden die Verdampfung des Wassers bei vorgegebener, konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

Das Salz bildet kristalline Strukturen aus, anhand derer sich die Vitalität oder Lebenskraft der Milch ablesen lässt. Hornmilch weist hier feine, gleichmäßige Nadelzüge auf, die auf eine hohe Aktivität der Nervensinne und die Verbindung zum Stoffwechselsystem schließen lässt. Das wiederum bedeutet eine starke Lebenskraft und heilkräftige Qualitäten. Die Milch von enthornten Kühen zeigt diese Vitalität deutlich weniger, was sich durch verfilzte, unregelmäßige Nadelzüge auf den Kristallisationsbildern äußert.

Verträglichkeit der Milch von Hornkühen

Es liegt nahe, dass lebendige Hornkuhmilch daher auch für den Menschen Vorteile hat, gerade dann, wenn die Kühe gesundes, vitalreiches Grünfutter zu sich nehmen und auf der Weide in einem angenehmen Klima gehalten werden. Eine Vergleichsstudie mit enthornten und behornten Tieren konnte dies untermauern. Durch die Fütterung mit Heu und die Hörner war einerseits die Milch qualitativer, andererseits konnten die Hornkühe deutlich besser mit Temperaturdifferenzen umgehen als die enthornten Tiere. Auch Konsumenten, die unter Milchunverträglichkeit leiden, geben an, dass sie die Hornkuhmilch besser vertragen als die von enthornten Kühen.

Wissenschaftlich belegt ist die These, dass Milch von Hornkühen gesünder und bei Nahrungsmittelintoleranzen oder Allergien besser verträglich ist, bis heute jedoch nicht. Der Laktosegehalt zeigt sich bei der Kuhmilch stets gleich, unabhängig davon, ob sie von enthornten Tieren oder Hornkühen gewonnen wurde.

Allerdings spielt auch das subjektive Empfinden des Verbrauchers mit in die These von der gesünderen Hornkuhmilch. Natürlichkeit und Gesundheit gehen nun einmal Hand in Hand. Und da die Hornkuh die „Urkuh“ ohne menschlichen Eingriff ist und Weidehaltung mit Grünfutter ebenfalls eine ursprüngliche Komponente abbildet, verändert sich die Einstellung zur Milch von Kühen genau mit diesen wichtigen Parametern.