Hypnose als Therapiemöglichkeit

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Die Hypnotherapie zählt in Deutschland zu den anerkannten Methoden der Psychotherapie. Hypnose kommt in der Praxis beispielsweise bei Depressionen, Essstörungen, Burn-Out, Schlafproblemen, zur Trauma-Analyse, Raucherentwöhnung und zur Bewältigung von Angstzuständen (z. B. Zahnarztphobie) sowie als zusätzlicher Behandlungsansatz bei akuten und chronischen Schmerzen zur Anwendung.

In Frankreich und Belgien werden auch erfolgreich Operationen unter Hypnose durchgeführt und ersetzen somit die Narkose.

Wie funktioniert Hypnose?

Die Hypnose beginnt mit der Einleitung einer tiefenentspannten Phase (hypnotische Trance), durch die das kontrollierte und dominierende Bewusstsein in den Hintergrund gerückt wird, um das Tor zum Unterbewusstsein zu öffnen. Es finden sich in der Praxis unterschiedliche Techniken und Suggestionen, um die Trance herbeizuführen, die mit dem Patienten und auf ihn individuell abgestimmt werden.

Um Sinn und Zweck, sowie die Wirkweise der Hypnose besser zu verstehen, ist es von Bedeutung, sich näher mit dem Unterbewusstsein zu beschäftigen. Im Unterbewusstsein sind alle Lernprozesse, Erlebnisse, Erfahrungen, Wahrnehmungen gespeichert, die zur Lebens- und Entscheidungsfähigkeit beitragen. Als Beispiel dient hier das so genannte „Bauchgefühl“, das sich in bestimmten Situationen bemerkbar macht. Es sagt entweder nein oder ja zu einer Entscheidung, findet andere Menschen sympathisch oder unsympathisch und warnt vor Gefahren. Allerdings laufen diese Prozesse nicht bewusst ab.

Man kann sich das Unterbewusstsein wie einen großen Datenspeicher vorstellen, der immer dann die passenden Daten herausholt, wenn sie gebraucht werden.

So wird zum Beispiel ein Fremder erst einmal unbewusst „gescannt“. Verhaltensweisen, Aussagen und Gestik werden mit bereits gespeicherten „Bekanntschaften“ abgeglichen. Finden sich übereinstimmende negative Erfahrungen oder Eindrücke, sagt das Unterbewusstsein: „Nein, diesen Menschen möchte ich nicht näher kennenlernen und nehme lieber Abstand“.

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Umprogrammierung des Unterbewusstseins

Auch Vorahnungen, bei denen einem das Bauchgefühl von Aktivitäten und Vorhaben abrät, haben ihre Berechtigung. Sie schützen vor Enttäuschung und Gefahr. Das Unterbewusstsein ist gleichzeitig der emotionale Faktor, während das Bewusstsein den rationalen Teil unserer Gehirnstrukturen und neurologischen Prozesse darstellt. Damit lässt sich auch leicht erklären, warum wir Kleinigkeiten, wie die schönen Blumen am Wegesrand oder den kleinen Bachlauf im Wald, einfach übersehen oder irgendwann in unserer Straße einen Baum entdecken, den wir meinen, bisher noch nie gesehen zu haben. Das war alles schon immer da, nur hat das Bewusstsein es ausgeblendet, weil gerade andere Dinge Priorität hatten.

Genau hier setzt die Hypnose an: Was über das Bewusstsein nicht wahrnehmbar und regulierbar ist, kann mit Hilfe des Unterbewusstseins in die richtige Bahn gelenkt werden. Ein weiterer Aspekt, der den therapeutischen Ansatz der Hypnose stärkt, ist die Programmierungsfunktion des Unterbewusstseins.

Alle Bewegungen, die wir täglich ausführen (Gehen Trinken, Essen, Zähne putzen, etc.), sind routiniert und laufen längst nicht mehr bewusst ab. Erst Lernprozesse führen zu einer Routine, die das Unterbewusstsein ebenfalls abspeichert.

Nicht alles, was wir im Laufe unseres Lebens lernen, zeigt sich auch immer als besonders hilfreich und positiv. So können Zwänge und falsche Lebensweisen ebenfalls zu einer programmierten Routine werden, die dann das Leben erschweren. Doch das Unterbewusstsein ist jederzeit bereit, umzulernen bzw. umzuprogrammieren, wenn der richtige Zugang gefunden wird.

Das Unterbewusstsein lässt sich leider nicht an einer bestimmten Körper- oder Gehirnstelle ausmachen. Daher wird im wissenschaftlichen Bereich von Gehirn-arealen oder Gehirnfunktionen gesprochen, deren Aktivität sich unter Hypnose verändert.

Am Anfang steht die vollkommene Entspannung

Der erste Schritt der Hypnose dient dazu, eine vollkommene Entspannung beim Patienten in die Wege zu leiten. Mithilfe von Suggestionen, Bildern und speziellen Techniken gelingt dies erfahrenen und versierten Hypnotiseuren auch in schwierigen Fällen.

Eine wesentliche Grundvoraussetzung für eine vollkommene Entspannung und somit eine erfolgreiche Hypnose ist ein Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Hypnotherapeut. Der Patient sollte generell offen für die Hypnose sein. Hegt er hingegen große Zweifel und ist nicht bereit, sich auf die Hypnose einzulassen oder hat Bedenken gegen die Person des Therapeuten, so ist das Vorhaben praktisch schon zum Scheitern verurteilt.

Den Zustand tiefer Entspannung zu erreichen, setzt weiter voraus, dass sich der Patient sicher und geborgen fühlt, in der Praxis kommen hier auch Musik oder Düfte als Hilfsmittel zum Einsatz.

Jederzeit ansprechbar während der Hypnose

Eine bequeme Haltung einzunehmen ist nicht immer einfach, denn gerade zu Beginn herrscht eine natürliche Anspannung. Die Leichtigkeit des Körpers oder bestimmter Körperteile wird durch progressive Muskelentspannung unterstützt. Auch die Konzentration auf die Atmung trägt zur Entspannung bei. Das Schließen der Augen dient ebenfalls dazu, abzuschalten, jedoch ist die Trance nicht mit einem Schlaf oder der Bewusstlosigkeit zu verwechseln, der Patient nimmt durchaus noch alles um sich herum wahr und ist ansprechbar.

Oft dienen schöne Momente, Erinnerungen oder Vorlieben des Patienten, die mithilfe der Vorstellungskraft und der fokussierten Konzentration zu plastischen Bildern werden, als Überleitung in die Trance. Die medizinische Hypnose kennt weiterhin verschiedene direkte und indirekte Methoden, um den Trance-Zustand herbeizuführen. Dazu zählt u. a. der Einsatz von visuellen, akustischen oder haptischen Elementen. Auch die Intensität der Trance kann von leicht bis tief variieren.

Konzentration auf das Hypnoseziel

Je nach Ausgangssituation oder Problematik gilt es im nächsten Schritt, sich konkret auf das Hypnoseziel zu konzentrieren. So kann der Patient mit Hilfe der Anleitungen und Anweisungen des Therapeuten in Angstsituationen oder verdrängte Ereignisse hineingehen, Erinnerungen wieder in das Bewusstsein rufen sowie sich mit Schmerzzuständen oder Verhaltensmuster auseinandersetzen.

Dabei werden mit Hilfe der Vorstellungskraft des Patienten plastische Bilder von der Zielerreichung geschaffen, die das Unterbewusstsein als reale Erlebnisse und Erfahrungen abspeichert, was für die Veränderung von großer Bedeutung ist. Die Zielsetzung zeigt sich dabei so unterschiedlich wie die Beschwerden oder Probleme des Patienten.

Das Bekämpfen von Suchtverhalten, die Beseitigung von Angstzuständen, das Ausblenden von Schmerzen, die Stärkung des Immunsystems oder die Gewichtsreduktion sind einige Beispiele für Ziele, die mit der Hypnose erreicht werden sollen.

Der Hypnotherapeut kommuniziert während der Hypnose mit dem Patienten, er gibt Anleitung oder Anweisungen, die direkt vom Unterbewusstsein bzw. den entsprechenden Gehirnregionen aufgenommen werden können, oder stellt Fragen, um gemeinsam mit dem Patienten an der Veränderung unter Hypnose zu arbeiten.

Es ist auch möglich, die reine Entspannung ohne weitere Vorgehensweise zu genießen. Das ist gerade bei Patienten, die im Alltag überhaupt nicht mehr abschalten können, ein sehr wohltuender und befriedigender Zustand, der auch neue Energien freisetzt. Eine Hypnose, bei der lediglich die Einleitung der Trance erfolgt, wird als Leerhypnose bezeichnet.

Auflösung der Trance

Die Auflösung der Trance beendet die Hypnose-Sitzung und führt den Patienten wieder zurück in die Situation vor der Entspannung. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass damit alle Anweisungen und Arbeitsschritte, die zum Ziel führen sollen, verschwunden sind. Vielmehr werden diese bei erfolgreicher Hypnose im Unterbewusstsein neu programmiert, damit sich der positive Effekt einstellen kann.

Der Auflösungsvorgang ist immens wichtig, denn auch das Herz-Kreislauf-System zeigt während der Trance einen veränderten Rhythmus. Für die Auflösung finden sich verschiedene Methoden, dazu gehört z. B. das Aufwärtszählen.