Folsäure (Vitamin B9) – viel mehr als ein Glückshormon

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Folsäure zählt zu den B-Vitaminen und ist auch als Vitamin B9 bekannt. Häufig wird es auch als „Glückshormon“ bezeichnet, weil für die Produktion von Glückshormonen kein anderer Nährstoff von so großer Bedeutung ist wie die Folsäure.

Allerdings wird man der Folsäure keineswegs gerecht, wenn man ihre Wirkung nur auf die Produktion der Glückshormone beschränken würde. Denn Folsäure wird auch für die Schleimhäute, die Stärkung der Abwehrkräfte, den Eiweißstoffwechsel und die Zellerneuerung benötigt.

Ohne Folsäure kein intaktes Blutbild

Außerdem – und das ist eigentlich die wichtigste Aufgabe der Folsäure – ist sie am Bau der Nukleinsäuren und an der Produktion der roten Blutkörperchen beteiligt. Folsäure ist also demnach für ein intaktes Blutbild mitverantwortlich und trägt durch die Bildung der roten Blutkörperchen intensiv dazu bei, dass genügend Sauerstoff vorhanden ist, der benötigt wird, um überhaupt Energie erzeugen zu können.

Im Umkehrschluss führt ein Folsäuremangel hingegen zu einer reduzierten Produktion der roten Blutkörperchen, infolgedessen es zu einer sogenannten Megaloblastenanämie kommen kann.

Müdigkeit ein Zeichen für Folsäuremangel

Sobald sich die Anzahl der roten Blutkörperchen verringert, entwickelt sich hieraus eine gestörte Sauerstoffversorgung des Körpers, was sich durch Müdigkeit und Erschöpfung bemerkbar macht. Die Müdigkeit ist eines der Leitsymptome der Megaloblastenanämie und entsteht letztendlich durch die unzureichende Anzahl an roten Blutkörperchen. Kennzeichnend für die Megaloblastenanämie ist darüber hinaus auch das Vorhandensein von unreifen und ungewöhnlich großen roten Blutkörperchen.

Wenn zu wenig Folsäure vorhanden ist, äußert sich dies auch durch einige weitere Unpässlichkeiten und Krankheitsbilder. Neben einem erheblichen Leistungsabfall, Müdigkeit und Schlafstörungen können auch Blutarmut, Verdauungsstörungen, Depressionen, Haarausfall und Unruhezustände auftreten.

Gefürchtete Schwangerschaftskomplikationen

Besonders gefürchtet sind folsäurebedingte Schwangerschaftskomplikationen, sodass vielen Schwangeren gleich zu Beginn der Schwangerschaft eine zusätzliche Folsäureeinnahme empfohlen wird.

Bleibt diese Empfehlung aus, kann ein hieraus resultierender Folsäuremangel bei Schwangeren zu schwerwiegenden Folgen bei dem ungeborenen Baby führen. So kann ein gravierender Folsäuremangel auch für einen „offenen Rücken“ verantwortlich sein, der auch als Neuralrohrdefekt bezeichnet wird und eine sehr schwere Behinderung des Neugeborenen mit sich bringt.

Auch wenn die Folsäure insbesondere für Schwangere von großer Bedeutung ist, so sollte die Einnahme unbedingt nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Erhöhter Folsäurebedarf bei Rauchern und Kaffeetrinkern

Neben Schwangeren sollten auch insbesondere Personen mit einer langfristigen Cortison-, Pillen- und Acetylsalicylsäureeinnahme auf eine ausreichende Versorgung mit Folsäure achten, da sie einen erhöhten Bedarf dieses wichtigen Nährstoffes haben. Aber auch Kaffeetrinker und Raucher weisen oftmals zu niedrige Folsäurewerte auf.

Für eine ausreichende Folsäureversorgung kann man durch die Einnahme entsprechender Präparate, aber auch durch eine gezielte Ernährung sorgen. Als besonders folsäurehaltig gelten Vollkornprodukte, rote Bete, Hefe, Sojabohnen, Leber, Eier, Nüsse und grünes Blattgemüse.

Der Name Folsäure ist übrigens auf das grüne Blattgemüse zurückzuführen, denn der lateinische Begriff „folium“ heißt übersetzt „Blatt“.

Folsäure als Zwillingsbruder von B12

Wenn man die Folsäure hauptsächlich über die Ernährung zu sich nehmen möchte, sollte man daran denken, dass Folsäure sehr lichtempfindlich und hitzeinstabil ist. Das hat zur Folge, dass bei der Lebensmittelzubereitung leider ein Großteil der vorhandenen Folsäure verloren gehen kann. Dieser Aspekt führt wohl zu der Situation, dass ein Folsäuremangel wesentlich öfter auftritt, als dies im Allgemeinen angenommen wird.

Die Wirksamkeit von Folsäure wird durch die gleichzeitige Aufnahme von Vitamin B12 wesentlich verbessert. Das hat dazu geführt, dass die Folsäure auch als Zwillingsbruder vom Vitamin B12 bezeichnet wird.

Hinzukommt, dass bei einem Folsäuremangel gleichzeitig ein Vitamin B12-Mangel entsteht, weil die Folsäurespeicher im Gewebe nicht aktiviert werden. Bedenken sollte man allerdings auch, dass eine zu hohe Folsäure-Dosierung einen Vitamin B12-Mangel maskieren kann. Damit die Balance zwischen diesen Zwillingsbrüdern gewährleistet werden kann, wird von vielen Therapeuten eine gleichzeitige Einnahme beider Substanzen empfohlen.

Einnahme von Folsäure nicht immer ratsam

In der Regel gilt Folsäure als nebenwirkungsarm. Anders verhält es sich jedoch bei zu hohen Dosierungen und insbesondere bei Personen, die krampflösende Medikamente einnehmen. Hier kann es zu einer Zunahme der Krampfbereitschaft kommen, sodass in diesen Fällen auf eine Einnahme von Folsäure verzichtet werden muss. Auch bei einer Megaloblastenanämie, die als Folge eines Vitamin B12-Mangels auftritt, darf keine Folsäureeinnahme erfolgen.

Berücksichtigt werden sollte auch der Aspekt, dass Folsäure die Wirksamkeit und Aufnahme von Antibiotika (Tetracyclin) beeinträchtigen kann, sodass die Einnahme nicht zeitgleich stattfinden sollte.