Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO) – Ursachen, Symptome und Behandlung

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Die Dünndarmfehlbesiedlung, auch als bakterielle Überwucherung des Dünndarms oder SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) bekannt, ist ein Zustand, bei dem sich unnatürlich hohe Mengen von Bakterien im Dünndarm ansiedeln. Dies kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen und die Verdauungsfunktion beeinträchtigen.

1. Ursachen von SIBO

SIBO tritt auf, wenn Bakterien, die normalerweise im Dickdarm vorkommen, in den Dünndarm gelangen und sich dort vermehren. Ein besseres Verständnis dieser Ursachen kann dazu beitragen, die Risikofaktoren zu erkennen und angemessene Behandlungsstrategien zu entwickeln, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Einige der Hauptursachen sind:

Störung der Darmmotilität – defekte Ileozäkalklappe

Eine der häufigsten Ursachen für SIBO ist eine Störung der Darmmotilität, die den normalen Transport von Nahrung und Verdauungssäften durch den Dünndarm beeinträchtigt. Dies kann durch Zustände wie Gastroparese (verlangsamte Magenentleerung), Darmträgheit oder anatomische Veränderungen im Verdauungstrakt verursacht werden.

Die Ileozäkalklappe, die sich zwischen dem Dick- und Dünndarm befindet, spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation des Darmtransits und der Verhinderung einer Rückkehr von Bakterien oder Nahrungsbrei aus dem Dickdarm in den Dünndarm. Wenn diese Klappe jedoch defekt ist, kann dies zu einer Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO – Small Intestinal Bacterial Overgrowth) führen.

Die Ileozäkalklappe kann infolge verschiedener Faktoren defekt werden, wobei chronische Blähungen eine häufige Ursache sind. Langfristige und wiederkehrende Blähungen können zu einem Überdehnen der Ileozäkalklappe führen, was zu einer Beeinträchtigung ihrer Funktion führt. Dieses Überdehnen kann durch verschiedene Ursachen wie unverträgliche Nahrungsmittel, Darmdysbiose oder gastrointestinale Störungen verursacht werden.

Auch Operationen im Magen-Darm-Trakt, insbesondere am terminalen Ileum oder am Übergang zum Dickdarm, können die Ileozäkalklappe beeinflussen. Narbenbildung oder anatomische Veränderungen durch die Operation können die Funktion der Klappe beeinträchtigen.

Magensäuremangel

Magensäure spielt eine wichtige Rolle bei der Abtötung von Bakterien, die mit der Nahrung aufgenommen werden. Ein Mangel an Magensäure kann daher zu einem Anstieg der bakteriellen Besiedlung im Dünndarm führen und die Entwicklung von SIBO begünstigen. Ursachen für einen Magensäuremangel können sein: Helicobacter pylori-Infektionen, die Einnahme von säureblockierenden Medikamenten oder altersbedingte Veränderungen.

Anatomische Anomalien 

Anatomische Anomalien wie Darmdivertikel, Darmfisteln oder Darmverwachsungen können den normalen Durchfluss von Nahrung und Verdauungssäften im Dünndarm beeinträchtigen und zu einer Überbesiedlung mit Bakterien führen.

Immunschwäche 

Ein geschwächtes Immunsystem kann die natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers gegen bakterielle Überwucherung im Dünndarm beeinträchtigen. Dies kann durch Krankheiten wie HIV/AIDS, Autoimmunerkrankungen oder die Einnahme von immunsuppressiven Medikamenten verursacht werden.

Ernährungsfaktoren

Einige Ernährungsfaktoren können das Risiko einer Dünndarmfehlbesiedlung erhöhen, darunter eine ballaststoffarme Ernährung, die das Wachstum von gesunden Darmbakterien hemmt, sowie der übermäßige Verzehr von zuckerhaltigen und kohlenhydratreichen Lebensmitteln, die das Wachstum von Bakterien im Dünndarm fördern können.

Postoperative Zustände

Nach bestimmten chirurgischen Eingriffen im Magen-Darm-Trakt, insbesondere nach Operationen am Magen oder Dünndarm, kann es zu Veränderungen in der Darmmotilität oder anatomischen Anomalien kommen, die das Risiko für eine Dünndarmfehlbesiedlung erhöhen können.

 

2. Symptome von SIBO

Eine Dünndarmfehlbesiedlung kann zu einer Vielzahl von Symptomen und Beschwerden führen, die oft unspezifisch sind und daher schwer zu diagnostizieren sein können.

Blähungen und Gasbildung 

Blähungen und übermäßige Gasbildung gehören zu den häufigsten Symptomen einer Dünndarmfehlbesiedlung. Dies liegt daran, dass die übermäßige bakterielle Besiedlung im Dünndarm zu einer übermäßigen Fermentation von Nahrungsmitteln führt, was wiederum Gasbildung und Blähungen verursacht.

Bauchschmerzen und Krämpfe

Viele Menschen mit SIBO klagen über Bauchschmerzen und Krämpfe im Bereich des Bauches. Diese Schmerzen können unterschiedlicher Intensität sein und sich oft nach dem Essen oder Trinken verschlimmern.

Durchfall und/oder Verstopfung

Veränderungen im Stuhlgangsmuster, einschließlich Durchfall, Verstopfung oder abwechselnden Episoden von beidem, können ebenfalls Symptome einer Dünndarmfehlbesiedlung sein. Die ungewöhnlich hohe bakterielle Besiedlung im Dünndarm kann die normale Darmfunktion beeinträchtigen und zu Stuhlgangsstörungen führen.

Bauchgeräusche und -grollen

Viele Betroffene bemerken ein verstärktes Bauchgeräusch oder Grollen, das durch die übermäßige Gärung und Fermentation von Nahrungsmitteln im Dünndarm verursacht wird. Diese Geräusche können besonders nach dem Essen auftreten.

Nährstoffmangel und Gewichtsverlust

Eine Dünndarmfehlbesiedlung kann zu einer Malabsorption von Nährstoffen führen, da die übermäßige bakterielle Besiedlung die normale Verdauung und Aufnahme von Nährstoffen beeinträchtigt. Dies kann zu Symptomen wie Müdigkeit, Schwächegefühl und unerklärlichem Gewichtsverlust führen.

Übelkeit und Sodbrennen 

Einige Betroffene mit SIBO klagen auch über Übelkeit und Sodbrennen, insbesondere nach dem Essen oder Trinken. Diese Symptome können auf eine gestörte Magen-Darm-Funktion und eine übermäßige Gasbildung im Magen-Darm-Trakt zurückzuführen sein.

Allgemeines Unwohlsein und Müdigkeit

Viele Menschen mit einer Dünndarmfehlbesiedlung berichten von allgemeinem Unwohlsein, Erschöpfung und Müdigkeit, die oft schwer zu erklären sind. Diese Symptome können aufgrund der beeinträchtigten Verdauung und Nährstoffaufnahme auftreten.

 

 

3. Diagnose von SIBO

Die Diagnose von SIBO kann eine Herausforderung sein, da die Symptome denen anderer Magen-Darm-Erkrankungen ähneln.

Der SIBO-Atemtest ist eine nichtinvasive Methode zur Messung von Wasserstoff- und Methankonzentrationen im Atem nach der Einnahme einer definierten Zuckermenge, wie Laktulose oder Glukose. Diese Tests basieren auf der Tatsache, dass bestimmte Bakterien im Dünndarm diese Zucker fermentieren und dabei Wasserstoff und/oder Methan produzieren, die über den Atem ausgeschieden werden.

Durchführung des SIBO-Atemtests 

Der SIBO-Atemtest erfolgt normalerweise in drei Phasen:

Vor dem Test: Der Patient muss sich auf eine spezielle Diät vorbereiten, die den Zuckerkonsum einschränkt, um falsche Ergebnisse zu vermeiden. Auch sollten bestimmte Medikamente vorübergehend abgesetzt werden.

Während des Tests: Der Patient konsumiert eine definierte Menge an Zucker (z. B. Laktulose oder Glukose), und Atemproben werden in regelmäßigen Abständen über mehrere Stunden genommen.

Nach dem Test: Die aufgezeichneten Atemproben werden analysiert, und anhand der gemessenen Wasserstoff- und Methankonzentrationen können Schlüsse auf das Vorhandensein und den Ort von übermäßigem bakteriellem Wachstum im Dünndarm gezogen werden.

Interpretation der Ergebnisse

Erhöhte Wasserstoff- und/oder Methankonzentrationen im Atem nach Zuckerkonsum können auf eine Dünndarmfehlbesiedelung hindeuten. Die Art der Gase und das Muster der Konzentrationen können auch Aufschluss über die beteiligten Bakterienstämme und den Schweregrad der Überwucherung geben.

Bedeutung für die Diagnose und Behandlung

Der SIBO-Atemtest ist ein entscheidendes Instrument für die Diagnose von Dünndarmfehlbesiedelung. Eine frühzeitige Erkennung ermöglicht eine gezielte Behandlung, die Antibiotika, Probiotika, Ernährungsumstellungen und andere therapeutische Maßnahmen umfassen kann.

Wichtige Überlegungen 

Der SIBO-Atemtest ist nicht für jeden Patienten geeignet, und es ist wichtig, individuelle Gegebenheiten und Symptome zu berücksichtigen. Der Test sollte unter Anleitung eines qualifizierten Gesundheitsdienstleisters durchgeführt und interpretiert werden. Er kann in einigen Fällen falsch-negative oder falsch-positive Ergebnisse liefern, weshalb er in Verbindung mit anderen diagnostischen Methoden betrachtet werden sollte.

4. Behandlung von SIBO

Die Behandlung zielt darauf ab, das bakterielle Überwachsen zu reduzieren und die Symptome zu lindern. Dazu können gehören:

Antibiotika: Verschiedene Antibiotika können eingesetzt werden, um die übermäßige Bakterienpopulation zu reduzieren.

Probiotika: Gezielte Probiotika können helfen, die Darmflora auszubalancieren.

Ernährungsumstellung: Eine Ernährungsumstellung, die kohlenhydratarm und leicht verdaulich ist, kann die Symptome verbessern. Auch eine Low-FODMAP-Diät, die fermentierbare Kohlenhydrate einschränkt, kann helfen, Symptome zu lindern.

Medikamentöse Therapie: Medikamente, die die Darmmotilität verbessern, können ebenfalls verschrieben werden.