Depressionen – oftmals unterschätzt und lebensgefährlich

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Eine Depression ist eine ernste Erkrankung, die von kurzfristigen Stimmungsschwankungen und periodischer Niedergeschlagenheit abgegrenzt werden muss.

Im Unterschied zu diversen anderen Krankheiten wie beispielsweise einem gebrochenen Bein, Krebsleiden oder Herzinfarkt ist es sehr schwierig, das Phänomen der Depressionen jemandem zu vermitteln.

Fragt man Betroffene, wie sich Depressionen anfühlen, dann beschreiben sie es häufig als einen schwarzen Tunnel, in den von außen niemand hineinsehen kann, aber an dessen Ende kaum Licht zu sehen ist. Auch mit einem Eingesperrtsein in einem Käfig wird der Zustand häufig verglichen.

Depressionen sind weder Einbildung, noch einfach schlechte Laune oder lästige Stimmungsschwankungen. Sie sind auch kein November-Blues oder ein „sich einfach hängen lassen“. Eine Depression ist vielmehr eine oftmals völlig unterschätzte Krankheit, die den ganzen Körper betrifft. Depressionen sind nicht nur eine beängstigende Erkrankung, sondern auch äußerst komplex.

Denn nicht nur die Gefühle und Gedanken verändern sich, sondern auch das Verhalten, das geprägt ist durch ständige Antriebslosigkeit und Abgeschlagenheit. Dies alles wird begleitet durch eine intensive Traurigkeit und eine innere Leere. Häufig sind die Depressionen kombiniert mit diversen anderen Symptomen wie unter anderem Erschöpfung, Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden, Schlafstörungen und Ängstlichkeit.

Alltägliche Dinge zu bewältigen, wird zu einer unvorstellbaren Herausforderung. Schon die einfachsten Hausarbeiten wie Putzen oder Aufräumen können zu anstrengend werden. Zwar tauchen bei den Betroffenen in der Regel bestimmte Muster auf, aber dennoch gibt es den prototypischen Fall nicht.

Ohne Therapie kaum zu bewältigen

Aus Depressionen kann sich ein Betroffener ohne therapeutische Hilfe fast nie von selbst befreien. Während bei einem heutzutage häufig anzutreffenden „Ausgepowertsein“ ein längerer Urlaub oder eine kleine Auszeit Wunder bewirken kann, hilft dies bei Depressionen überhaupt nicht.

Depressionen verlaufen individuell sehr unterschiedlich, und die Ausprägung und die Dauer zeigen eine starke Abhängigkeit von den durchgeführten Behandlungsmaßnahmen.

Wird eine Depression nicht adäquat therapiert, kann sie nicht nur Monate, sondern sogar mehrere Jahre lang andauern. Und genau dies ist ein großes Problem: noch immer werden Depressionen häufig nicht als solche erkannt. Aber nur wer die richtige Diagnose erhält, kann die entsprechende Therapie einleiten.

Frauen sind häufiger als Männer betroffen

Von allen psychischen Erkrankungen ist die Depression die bei weitem am häufigsten auftretende. In Deutschland leiden über 5 Millionen Personen an einer Depression. Bei Frauen werden Depressionen weitaus häufiger diagnostiziert als bei Männern, nämlich in etwa doppelt so oft.

Hierfür gibt es unterschiedliche Erklärungsansätze wie zum einen, dass bei Frauen eine höhere genetische Disposition zur Depression besteht als bei Männern. Aber auch die mit dem Monatszyklus einhergehenden Hormonschwankungen scheinen Frauen empfänglicher für Depressionen zu machen.

Allerdings kann der hohe Frauenanteil auch als Ausdruck verschiedener sozialer Rollen und Zuschreibungen verstanden werden. Denn das Spannungsfeld Hausfrau-Mutter und Berufstätigkeit bietet viele Ansätze, um eine Depression zu entwickeln.

Nicht selten ist auch die sogenannte postpartale Depression, die kurz nach der Geburt eines Kindes bei der jungen Mutter auftritt.

Im Kindesalter sind reine Depressionen sehr selten. Man geht davon aus, dass weniger als ein Prozent der Vorschulkinder unter einer Depression leiden, während der Anteil bei Schulkindern auf zwei bis drei Prozent steigt. Bei Jugendlichen wird die Häufigkeit mit sieben bis dreizehn Prozent angegeben.

Symptome bei Frauen und Männern unterschiedlich

Nicht nur in der Häufigkeit der Erkrankung lassen sich geschlechtsspezifische Unter-schiede nachweisen, auch die jeweilige Ausprägung der Krankheit und ihre Symptomatik lässt einen Zusammenhang zum Geschlecht erkennen. Zwar ist die Ausprägung der Kernsymptomatik bei beiden Geschlechtern fast identisch, doch zeigen sich in der Sekundär- oder Folgesymptomatik deutliche Unterschiede.

Während davon ausgegangen werden kann, dass sich bei Frauen Symptome wie Mutlosigkeit und Grübeln stärker in den Vordergrund drängen, zeigt sich bei Männern eher eine deutliche Tendenz zu aggressivem Verhalten.

So zeigen klinische Studien an männlichen Patienten neben einer weit verbreiteten Schlaflosigkeit auch eine erhöhte Reizbarkeit, Verstimmung, schnelles Aufbrausen, Wutanfälle, Unzufriedenheit mit sich und anderen, Neigung zu Vorwürfen und nachtragendes Verhalten, erhöhte Risikobereitschaft, exzessives Sporttreiben, einen ausgedehnten Alkohol- und Nikotinkonsum, sowie ein erhöhtes Selbstmordrisiko.