Darmkrebs – was sind die Risikofaktoren und wie kann man sie reduzieren?

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Darmkrebs ist weltweit die dritthäufigste Krebserkrankung bei Männern und die vierthäufigste bei Frauen. Weltweit variiert das Vorkommen aber erheblich. Während Darmkrebs in westlichen Ländern sehr häufig vorkommt, ist diese Erkrankung in Afrika und Asien äußerst selten. In Ländern, in denen die westliche Ernährungsweise immer mehr Einzug genommen hat, nimmt die Quote an Darmkrebserkrankungen seit Jahren kontinuierlich deutlich zu.

Von den an Darmkrebs erkrankten Patienten sind lediglich 5 % jünger als 40 Jahre. Die Erkrankung erreicht ihren Höhepunkt im Alter zwischen 60 und 70 Jahren.

Tappte man vor einigen Jahren noch relativ im Dunkeln, welche Faktoren eine Darmkrebsentstehung begünstigen können, kennt man heutzutage einige dieser Auslöser.

Was ist eigentlich Krebs?

Das Wort „Krebs“ bezeichnet als Überbegriff ein Gebilde aus genetisch veränderten Zellen. Chromosomen sind die Träger aller genetischen Informationen. Sind also Chromosomen geschädigt, so entstehen genetische Defekte, was in der Folge auch zur Bildung von Krebs führen kann.

Durch diese Veränderung in der Erbmasse kommt es dazu, dass sich diese Zellen schneller vermehren als gewöhnliche Zellen. Oft führt dies auch zu einer Schädigung des benachbarten Gewebes. Was allerdings noch wesentlich gefährlicher werden kann, ist die Tatsache, dass sich die veränderten Zellen im ganzen Körper verbreiten können. Als Folge bilden sich mitunter weitere Geschwüre, die so genannten Tochtergeschwülste oder Metastasen.

Gefährliche Darmpolypen

Wie genau Darmkrebs entsteht, konnte bisher nicht genau geklärt werden. Man ist sich allerdings sicher, dass die als Krebsvorstufen bekannten Darmpolypen schon bis zu 15 Jahre lang gewachsen sind, bis aus ihnen schließlich Darmkrebs entsteht.

Damit es erst gar nicht zur Umwandlung von Polypen in Tumore kommt, ist es daher sehr ratsam, die Polypen entfernen zu lassen. Die Polypenentfernung gilt als eine der wichtigsten Vorsorgemaßnahmen, um Darmkrebs zu verhindern.

Aber auch, wenn bereits Polypen entfernt wurden, müssen regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden. Denn wer einmal im Besitz von Polypen war, der trägt ein großes Risiko, erneute Polypen zu bekommen.

Darmkrebs durch ungünstige Ernährungsgewohnheiten

Ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Entstehung einer Krebserkrankung ist die Art der Ernährung. Vielleicht ist Ihnen bekannt, dass beispielsweise beim Kochen und Braten von Fleisch mitunter schädliche und Krebs erzeugende Substanzen entstehen können. Dies ist jedoch nur eine Seite der Medaille. Viel wichtiger für die Krebsvorsorge ist in der Regel nicht die Art der Nahrungszubereitung, sondern es sind vielmehr die allgemeinen Ernährungsgewohnheiten.

Familiäre Veranlagung

Zu den Risikofaktoren, an Darmkrebs zu erkranken, gehört ganz besonders die familiäre Veranlagung bzw. die genetische Grundlage. Sind bereits Familienangehörige erkrankt, besteht ein erhöhtes Darmkrebsrisiko. Immerhin wird fast ein Drittel aller Darmerkrankungen auf genetische Umstände zurückgeführt. Das Risiko ist besonders hoch, wenn Verwandte ersten Grades an Dickdarmkrebs erkrankt sind.

Wissenschaftlich wird unterschieden zwischen einer erblichen Darmkrebsform (kommt bis zu 8 % vor) und einer familiären Häufung (macht bis zu 25 % aus). Zu den erblich bedingten Darmkrebsformen zählen der HNPCC (hereditäres nicht-polypöses kolorektales Karzinom bzw. Lynch-Syndrom) und die FAP (familiäre adenomatöse Polyposis).

Bei Patienten, die bereits im Alter unter 50 Jahren an Darmkrebs erkranken, ist es sinnvoll, eine erblich bedingte Krebserkrankung abklären zu lassen.

FAP familiäre adenomatöse Polyposis

Bei dieser Form sind die konkreten Genveränderungen noch nicht bekannt. Man geht hier aufgrund der analysierten Familiengeschichte davon aus, dass die Mitglieder ein erhöhtes Darmkrebsrisiko tragen. Besonders Verwandte ersten Grades haben ein bis zu vierfach erhöhtes Risiko im Vergleich zur familiär nicht vorbelasteten Bevölkerung.

Die betroffenen Familienmitglieder der FAP entwickeln häufig schon als Jugendliche unzählige Darmpolypen. Werden diese nicht frühzeitig erkannt und entfernt, wird der Darmkrebs mit ziemlicher Sicherheit irgendwann auftreten und zwar in der Regel in den 40-er Lebensjahren. Demnach gelten die entstehenden Darmpolypen als Präkanzerose mit einem nahezu 100%-igen Entartungsrisiko.

Da bei der FAP mehrere hundert Darmpolypen entstehen können, besteht die einzige vorsorgliche Therapie dann häufig aus der kompletten Entfernung des Dickdarms.

Patienten mit einer FAP tragen nicht nur das extrem erhöhte Darmkrebsrisiko, sondern leben auch mit der überdurchschnittlich großen Gefahr, andere Krebsarten zu entwickeln. Zu diesen zählen Magenkrebs, Schilddrüsenkrebs und die Erkrankung des Übergangs der Galle in den Zwölffingerdarm.

AFAP

Die AFAP coli (attenuierte adenomatöse Polyposis) ist eine mildere Variante der oben genannten FAP. Personen dieser familiär bedingten Darmkrebsform entwickeln weniger als 100 Darmpolypen, was allerdings trotzdem zu einem sehr hohen Risiko, schon in jungen Jahren an Darmkrebs zu erkranken, führt. Außerdem tragen sie auch ein erhöhtes Risiko, dass sich Magenpolypen oder Zwölffingerdarmpolypen entwickeln.

HNPCC

Das hereditäre nicht-polypöse Kolonkarzinom kommt nur äußerst selten vor. In diesem Fall treten in den jeweiligen Familien Dickdarmkrebsfälle über mehrere Generationen hinweg auf. Bereits in jungen Jahren entstehen meistens im aufsteigenden Dickdarmabschnitt Polypen, aus denen häufig im Alter zwischen 30 und 40 Jahren Krebs entsteht.

Einige der HNPCC-Patienten haben ein erhöhtes Risiko, an Magenkrebs, Eierstockkrebs und Gebärmutterkrebs zu erkranken.

Molekulargenetische Tests

Die genetisch bedingten Darmkrebsformen können mittels molekulargenetischer Tests diagnostiziert werden. Diese werden in hierauf spezialisierten Zentren durchgeführt und zwar in Zusammenarbeit mit Fachärzten für Magen-Darm-Krankheiten und Krebsexperten.

Das erhöhte Erkrankungsrisiko gilt auch dann, wenn bei Familienmitgliedern nicht nur ein bösartiger Tumor festgestellt wurde, sondern auch Darmpolypen bekannt sind. Durchleuchten Sie also Ihre Verwandtschaft dahingehend, ob eventuell auch Großeltern, Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins von Darmkrebs oder Polypen betroffen sind.

Erkrankung häufig in jungen Jahren

Während bei einer nicht familiär bekannten Disposition für Darmkrebs erst ab etwa 50 Jahren regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden, ist es bei familiärer Vorbelastung wichtig, die Untersuchungen bereits auch in jungen Jahren vornehmen zu lassen.

Denn Angehörige dieses Personenkreises erkranken oftmals schon als junge Menschen. Fatal ist daran, dass man in diesem Alter meistens noch nicht an Krebserkrankungen denkt und Vorsorgeuntersuchungen somit auch kaum ein Thema sind.

Zur Beruhigung sei allerdings auch gesagt, dass eine genetische Veranlagung nicht zwangsläufig dazu führen muss, dass Darmkrebs auftritt.

Außerdem entsteht die deutliche Mehrzahl (nämlich ca. 80 %) der Darmkrebserkrankungen nicht aufgrund familiärer Voraussetzungen.

Ernährung

Ein weiteres Risiko birgt eine ungünstige Ernährung. Die Quote an Darmkrebserkrankungen nimmt in den Ländern auffallend stark zu, in denen westliche Ernährungsgewohnheiten Einzug halten. Diese Tatsache untermauert die Bedeutsamkeit einer gesunden Ernährung und den Zusammenhang zwischen der Ernährung und Darmkrebs.

Eine ungünstige Ernährung liegt vor, wenn man zu wenig Obst und Gemüse isst und der Körper zu wenige Ballaststoffe erhält. Faserstoffe werden für eine funktionierende Darmgesundheit und regelmäßige Verdauung unbedingt benötigt.

Ballaststoffe finden sich hauptsächlich in pflanzlichen Nahrungsmitteln. Unter dem Begriff „Ballaststoffe“ versteht man diejenigen Bestandteile der einzelnen Nahrungsmittel, die weitgehend unverdaulich sind und daher den Darm unzerlegt passieren. Im Dickdarm werden sie jedoch durch die dort befindlichen Mikroorganismen fermentiert und u. a. in wichtige Fettsäuren umgewandelt, die dem Körper dann zur Verfügung stehen.

Ein Teil der Ballaststoffe passiert jedoch auch den Dickdarm unzerlegt. Dieser Teil der Ballaststoffe hat aufgrund des Wasserbindevermögens von Ballaststoffen die Möglichkeit, Giftstoffe an sich zu binden und diese mit dem Stuhl aus dem Körper zu transportieren.

Ballaststoffe regen zudem die Verdauung an, was zur Folge hat, dass die aufgenommenen Nahrungsmittel eine kürzere Zeit im Darm verbleiben und Giftstoffe auf diese Art schneller ausgeschieden werden.

Hoher Verzehr von Fleischwaren

Dass ein hoher Konsum von Fleisch, und hier besonders der Verzehr von so genannten Fleischwaren, die Wahrscheinlichkeit einer Darmkrebserkrankung erhöhen kann, wird von Experten längst nicht mehr angezweifelt. Unter Fleischwaren versteht man im Gegensatz zum Fleisch Produkte, die zwar auch aus Fleisch hergestellt werden, aber bei der Verarbeitung entweder durch mechanische oder chemische Prozesse verändert werden.

Zu den so genannten mechanischen Veränderungen zählt zum Beispiel die Herstellung von Gehacktem, zu den chemischen Bearbeitungsformen gehören Pökeln, Räuchern, Brühen, Kochen oder Trocknen. All diese Erzeugnisse weisen einen sehr geringen Anteil an Ballaststoffen auf, doch gerade eine ballaststoffreiche Ernährung ist ja geeignet, einer Darmkrebserkrankung vorzubeugen.

Ernährung mit hohem Fettanteil

Auch eine Ernährung mit einem zu hohen Fettanteil steht im Verdacht, das Risiko für Darmkrebs zu erhöhen. Diese Annahme wird durch die Feststellung gestützt, dass in Ländern mit einer hohen Darmkrebsrate der Verzehr von Fett wesentlich höher ist als in Ländern mit wenigen Darmkrebserkrankungen. Man führt diesen Zusammenhang darauf zurück, dass Abbauprodukte des Fettstoffwechsels krebsfördernd wirken können.

Die Hauptlieferanten für Fett findet man in Fleisch, Fisch, Milchprodukten, Ölen, Eiern und Salatsoßen.

Ungesunder Lebensstil

Viele der heutigen Lebensgewohnheiten in westlichen Ländern gelten als darmkrebsfördernd. Dabei geht es nicht nur um eine ungünstige Ernährung, sondern auch Bewegungsmangel, zu viel Alkohol und Zigarettenkonsum erhöhen das Darmkrebsrisiko enorm.

Waren unsere Vorfahren täglich viele Stunden im wahrsten Sinne des Wortes „auf Achse“, um beispielsweise zu jagen oder Felder zu bearbeiten, so besteht der heutige Arbeitsalltag überwiegend aus einer sitzenden Tätigkeit, die schließlich abends in liegender Position auf dem Sofa beendet wird. Um es auf den Punkt zu bringen: wir haben zu wenig Bewegung.

Hierdurch leidet der gesamte menschliche Stoffwechsel, weil ihm gewisse Impulse fehlen. Der Darm ist insofern betroffen, da er durch die mangelnde Bewegung träge wird und demzufolge die Verdauung ins Stocken gerät.

Diabetes mellitus Typ 2

Diverse mögliche Folgeerkrankungen aufgrund des Diabetes mellitus Typ 2 sind weitreichend bekannt wie beispielsweise Durchblutungsstörungen, Erblindung und Nierenerkrankungen. Dass diese Patienten außerdem ein dreifach erhöhtes Darmkrebsrisiko tragen, wird nur wenig bedacht.

Fachleute sehen die Ursache für dieses Risiko in der Wirkung des Insulins, da dieses wachstumsfördernd sein kann und dadurch die Entstehung von Tumoren begünstigt. Dies ist auch der Grund, warum vor der Verordnung einer Insulintherapie eine vorsorgliche Darmspiegelung durchgeführt werden sollte.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Bei den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn ist das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, deutlich erhöht. Dies wird darauf zurückgeführt, dass die chronischen Entzündungen der Darmschleimhaut zu bösartigen Zellveränderungen und damit zu Tumoren führen können.

Im Vergleich zu Morbus Crohn gilt das Krebserkrankungsrisiko für Patienten mit Colitis ulcerosa als wesentlich höher. Dabei steigt das Risiko für den Krebs an, nachdem der Patient zwischen 8 und 10 Jahren bereits von Colitis ulcerosa betroffen ist. Ob der Krebs tatsächlich entsteht, ist allerdings sehr individuell und von dem Ausmaß und der Lage der Entzündungen im Darm abhängig.

Da der Zusammenhang zwischen Colitis ulcerosa und Darmkrebs mittlerweile bekannt ist, werden bei diesen Patienten regelmäßigere Vorsorgeuntersuchungen bezüglich des Darmkrebses durchgeführt. Somit wird der Krebs häufig schon im Frühstadium entdeckt, was die Heilungschancen deutlich verbessert. Während der Untersuchungen werden Gewebeproben (Biopsien) entnommen, um Zellveränderungen des Dickdarms feststellen zu können.

Risikofaktor Alter

Da die Wahrscheinlichkeit, an Darmkrebs zu erkranken, mit steigendem Alter kontinuierlich zunimmt, gilt diese Krebsart vielfach als eine Erkrankung der Senioren. Da der eigentliche Beginn des Darmkrebses mittlerweile jedoch auf bis zu 15 Jahre vor dem Ausbruch der Krankheit gesehen wird, empfehlen Krankenkassen zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen für Personen ab 50 Jahren.

Reduzieren Sie Ihr Krebsrisiko

Wenn Sie bereits an Darmkrebs erkrankt sind, können Sie Ihre Behandlung durch Maßnahmen unterstützen, die auch zur Reduzierung eines Krebsrisikos zum Einsatz kommen, wie beispielsweise:

– Stellen Sie Ihre Ernährung um, indem Sie auf Alkohol, Zucker und Weißmehl verzichten.

– Essen Sie mehr Obst und Gemüse.

– Reduzieren oder vermeiden Sie Übergewicht.

– Nehmen Sie Ihre Erkrankung zum Anlass, endlich mit dem Rauchen aufzuhören.

– Bewegen Sie sich viel, und suchen Sie sich eine Sportart, die Ihnen Spaß bereitet und die Sie regelmäßig ausüben können und möchten.

– Essen Sie häufiger Fisch, insbesondere die Arten mit den hochwertigen ungesättigten Fettsäuren wie z. B. Lachs und Makrele.

– Vermeiden oder reduzieren Sie die ungesunden gehärteten Fette wie z. B. in Margarine und frittierten Lebensmitteln.