Beschwerden und Herausforderungen in den Wechseljahren

Physiologische Beschwerden

Die Wechseljahre sind ein physiologischer Umstellungsprozess, der zwar ganz natürlich ist, aber von vielen Frauen als belastend erlebt wird. Dabei zeigen sich bei der Mehrzahl der Frauen in der Altersgruppe von 45 bis 60 die typischen Wechseljahrsyndrome. Dabei sind die Beschwerden bei 35% der betroffenen Frauen nur schwach ausgeprägt, bei 35 % zeigen sie sich in moderater Ausprägung, 25 % haben starke und 5% sehr stark ausgeprägte Beschwerden.

Dabei sind Unregelmäßigkeiten in der Temperaturregulierung ein Symptom, das fast alle Frauen erleben. Diese machen sich in Form von Hitzewallungen, Schweißausbrüchen oder Rotwerden bemerkbar. Auch diverse vegetative Veränderungen, also Veränderungen des Nervensystems, können durch die entgegengesetzten Effekte von Progesteron und Östrogenen auftreten. Da das vegetative Nerven-system für die Steuerung unwillkürlicher Körper-funktionen wie des Herzschlages, der Verdauung, des Atmungsvorganges sowie sämtlicher Stoffwechselvorgänge zuständig ist, kommt es bei vielen Frauen zu Herzrasen, vermehrter Nervosität und Reizbarkeit, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen.

Außerdem wirkt sich der Östrogenmangel auch auf die weiblichen Geschlechtsorgane aus, so dass es zu einer trockenen Scheide und Blasenschwache kommen kann. Oft treten auch Veränderungen der Sexualität auf, die sich beispielsweise in einer verminderten sexuellen Lust äußern. Zwar ist die Orgasmusfähigkeit der Frau als solche nicht von den Wechseljahren betroffen, aber bei vielen Frauen bewirken Abgeschlagenheit und Hitzewallungen, dass Sie weniger Lust auf Sex haben. Es gibt aber durchaus auch Frauen, die die Wechseljahre als eine Zeit größerer sexueller Freiheit erleben: Da nun nicht mehr die Möglichkeit einer Schwangerschaft besteht, muss sich Frau keine Gedanken mehr um Verhütungsmethoden machen.

Typische Wechseljahresbeschwerden der Häufigkeit nach:

 

Reizbarkeit, Nervosität                90 %

Müdigkeit                                        80 %

Hitzewallungen                             70 %

Depressive Verstimmungen       70 %

Kopfschmerzen                             70 %

Konzentrationsschwäche            65 %

Gewichtszunahme                        60 %

Schlafstörungen                            50 %

Gelenk- und Muskelschmerzen 50 %

Verstopfung                                   40 %

Herzbeschwerden                        40 %

Libidoverlust                                  30 %

Sensibilitätsstörungen                 25 %

 

Psychosoziologische Probleme

Abgesehen von den physiologischen Veränderungen fallen die Wechseljahre oft mit einem Lebensabschnitt zusammen, in dem auch äußere Lebensumstände einem drastischen Wandel unterworfen sind. Dabei finden sich die Betroffenen oft in schwierigen Umstellungs-prozessen wieder, welche eine komplette Neuordnung der eigenen Lebenssituation und des Selbstverständnisses erfordern.

So ist für viele Frauen das Alter um die 45 auch die Zeit, in der die Kinder das Elternhaus verlas-sen. Für viele Mütter bedeutet das eine vollkommen neue und ungewohnte Lebens-situation. Sie haben oft mit dem sogenannten Leeres-Nest-Syndrom zu kämpfen, das durch ein Gefühl der inneren Leere und von depressiven Stimmungen gekennzeichnet ist. Diese Frauen stehen vor der Herausforderung, ihre Lebensziele und ihre Rolle als Frau vollkommen neu zu definieren.

Als zusätzlicher belastender Faktor kommt bei vielen Frauen hinzu, dass in dieser Lebensphase auch die eigenen Eltern pflegebedürftig werden oder sterben. Somit sind sie – neben den Gefühlen von Sorge und Trauer – auch mit einer neuen familiären Konstellation und einer veränderten Rolle konfrontiert. Dieses „Nicht-mehr-Kind-Sein” kann (auch bei Männern) eine enorme seelische Erschütterung bedeuten.

Nicht selten treten gleichzeitig auch Partnerschaftsprobleme auf. Natürlich können diese prinzipiell in jeder Lebensphase auftauchen. Doch durch die vielfältigen für dieses Lebensalter typischen psychischen und physiologischen Umstellungen und Belastungen werden Beziehungsschwierigkeiten enorm begünstigt.

Vielfältige Herausforderungen

Gleichzeitig müssen vermehrt auch Probleme im Berufsbereich bewältigt werden. Ab einem gewissen Alter gestaltet sich die Jobsuche, der Wiedereinstieg in den Beruf oder der Jobwechsel nicht nur dadurch schwieriger, dass auf dem Arbeitsmarkt jüngere Arbeitnehmer bevorzugt werden.

Auch durch den wechseljahresbedingten Leistungsabfall, der sich in Konzentrations- und Gedächtnisproblemen manifestiert, fällt es vielen Frauen schwerer, ihre Aufgaben am Arbeitsplatz effektiv und konzentriert auszuführen. Dies gilt gerade für Arbeitsbereiche, in denen man mit vielen Neuerungen zu tun hat und sich schnell an neue Abläufe gewöhnen muss. Das kann zu enormer Verunsicherung und Minderwertigkeitsgefühlen führen.

Beim Phänomen „Wechseljahre“ hat man demnach neben den rein physiologischen Umstellungen auch mit zahlreichen ineinandergreifenden und sich gegenseitig verstärkenden psychosozialen Schwierigkeiten zu tun. Und auch wenn sich diese Probleme in jedem individuellen Fall unterschiedlich gestalten, so dass man keinen pauschalen Rat zu deren Bewältigung geben kann, sei hier betont, dass man bei der Betrachtung von Wechseljahresbeschwerden auch diesen psychologischen Aspekten vermehrt Aufmerksamkeit schenken muss. Dies kann beispielsweise in Form einer Psychotherapie oder der Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe geschehen.

In jedem Fall ist es wichtig, einen konstruktiven Umgang mit den veränderten Umständen zu finden und gegebenenfalls neue Lebensperspektiven und Ziele zu gewinnen.

Was macht Ihnen Spaß? Welche Aktivitäten wollten Sie schon immer einmal ausprobieren? Welche Interessen haben Sie aufgegeben, weil Sie neben der Kinderbetreuung, Beruf, Haushaltsaufgaben oder Partnerschaft keine Zeit dafür finden konnten? Nutzen Sie Ihre Wechseljahre, um den Fokus wieder auf ihre eigene Person zurückzubringen. Das kann bedeuten, dass Sie ein altes Hobby wieder aufnehmen, einen Kurs an der Volkshochschule belegen, eine lange geplante Reise unternehmen – oder einfach mal wieder etwas für sich tun, indem Sie sich einen Besuch bei der Kosmetikerin gönnen.

Dem Älterwerden Positives abgewinnen

Besonders wichtig ist es, eine positive Einstellung zum Älterwerden allgemein zu gewinnen. Dies ist zugegebenermaßen nicht immer leicht, insbesondere angesichts des Jugendwahns, der uns täglich in den Medien und im Alltagsleben begegnet. Doch die gute Nachricht ist, dass hier langsam ein allgemeines Umdenken einsetzt – nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die Menschen immer länger leben und sich dabei immer besserer Gesundheit erfreuen.

So ist es bezeichnend, dass die Werbung (ein besonders verlässlicher Gradmesser für gesellschaftliche Entwicklungen) nach den „Anti-Aging“-Produkten” nun auch „Pro-Aging“-Produkte entdeckt hat.

Modellagenturen, die sich auf die Vermittlung reifer Frauen spezialisieren, schießen immer mehr aus dem Boden. In diesem veränderten Blickwinkel aufs Älterwerden spiegelt sich die Tatsache wider, dass Frauen heute mehr denn je die Möglichkeit haben, auch im letzten Lebensdrittel gesund, aktiv und attraktiv zu sein.

Vorbei die Zeiten, in denen man mit 40 als „alt” galt. Heute stehen Ihnen nicht nur medizinisch mehr Möglichkeiten denn je zur Verfügung, auch im reiferen Alter ein gesundes Leben zu führen. Auch der heutige Lebensstil bietet Ihnen vielfältige Optionen, von denen eine Frau in den 50-er Jahren nur träumen konnte: Meditation, Yoga und Wellnessangebote sind heute ganz selbstverständlich und helfen Ihnen, Körper und Seele gesund zu halten. Und es sind nicht zuletzt die Beispiele vieler prominenter Frauen, die auch jenseits der 50 attraktiv, erfolgreich und gefragt sind, die für viele Menschen inspirierend sind.