Als Neem oder Niem wird der indische Niembaum (Azadirachta indica) bezeichnet, der zu den Mahagonigewächsen gehört. Bis zu 40 Metern Höhe kann dieser immergrüne Baum erreichen. Seine Heimat ist der indische Subkontinent, mittlerweile findet man ihn auch in Afrika, Asien, Amerika, Australien sowie auf den pazifischen Inseln. Er gedeiht am besten in flachen, tropischen und subtropischen Gefilden. Die Steinfrüchte, die der Neem trägt, sind essbar.

In der ayurvedischen Medizin gilt der Niembaum seit Jahrtausenden als Heilmittel für nahezu alle Arten von Beschwerden. Daher nennt man ihn auch gerne „Dorfapotheke“. Zu Heilzwecken werden Rinde, Samen, Blätter verwendet. Neem kommt u.a. zum Einsatz bei Hauterkrankungen, Zahnbeschwerden, Kopfläusen, Entzündungen und Verdauungsbeschwerden. Daneben sind die Pflanzenteile des Neem bis heute in Indien und Pakistan Bestandteil einer Reihe von religiösen Zeremonien.

Inhaltstoffe und deren besondere Wirkweisen

Mehr als 100 verschiedene wirksame Inhaltsstoffe soll der Niembaum enthalten, von denen jedoch noch längst nicht alle Wirkstoffe untersucht sind.

Zu den wichtigen Inhaltsstoffen für die naturmedizinische Anwendung gehören Azadirachtin, Nimbin und Nimbidin, da sie antiviral und antibakteriell wirken. Azadirachtin, das aus den gepressten Samen gewonnen wird, gilt als natürliches Insektizid. Weiterhin ist das Antioxidans Quercetin enthalten, das Zellschutz bietet und entzündungshemmende Wirkung hat.

In der Rinde finden sich u.a. Proteine (z.B. Arginin, Zystein, Isoleucin, Trypthophan), Mineralien, Alkaloide, Nimbin, Nimbidin, Polysaccharide, Phenole und Bitterstoffe. Die Blätter enthalten Faserstoffe, Kohlendhydrate, Proteine, Fett, Calcium, ebenfalls Nimbin, essentielle Aminosäuren, Karotinoide und Ascorbinsäure.

Anwendungsgebiete und Heilwirkung

In der indischen Ayurveda Medizin kommen Präparate aus den Bestandteilen des Neem gegen eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen zur Anwendung, darunter Bluthochdruck, Diabetes, Entzündungen, Hepatitis, Hautkrankheiten, Geschwüre, Kopfläuse, Krebs, Schilddrüsenerkrankungen, Verdauungsstörungen. Die Zweige dienen der Zahn- und Mundhygiene. Zudem wird Neem als Verhütungs- und Abtreibungsmittel eingesetzt.

Besondere Wirksamkeit zeigt Neem bei Hauterkrankungen, die z.B. durch Pilze, Bakterien und Viren verursacht werden. Da Neembestandteile antibakterielle und entzündungshemmende Eigenschaften besitzen, werden sie verwendet, um Hautentzündungen wie Akne, Ekzeme, Herpes, Neurodermitis zu mildern.

Wissenschaftlich belegt ist die Anwendung von Neemöl gegen Milben oder Läuse (Kopfläuse). In Studien wurde auch die antibakterielle Wirkung von Neem nachgewiesen, insbesondere in Bezug auf das Bakterium Staphylococcus aureus. Dieses kann u.a. Lungen- und Hautentzündungen hervorrufen. Auch zur Behandlung von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren sowie als Krebstherapie liegen positive Studien-Ergebnisse vor.

Bei Schwangeren und Kindern unter 4 Jahren sollten Neempräparate nicht zum Einsatz kommen. Auch sind diese bei Kinderwunsch ungeeignet.

Anwendungsarten und Darreichungsformen

Samen, Rinde, Blätter und Früchte lassen sich vielseitig innerlich und äußerlich anwenden. Im Fokus steht das Niemöl, das aus getrockneten Samen gewonnen wird. Tee, Extrakte, Aufgüsse, Tinkturen, Umschläge, Inhalat sind weitere Optionen.