Estragon (Artemisia dracunculus), das beliebte Würzkraut, verfeinert Suppen, Salate, Saucen, Fisch und Fleisch. In der köstlichen Sauce Bearnaise und im französischen Senf ist es unverzichtbarer Bestandteil. Die ursprünglich aus Sibirien und Südostasien stammende Pflanze, die zu den Korbblütlern zählt, ist seit langer Zeit auch im Mittelmeerraum verbreitet und wurde vermutlich durch mittelalterliche Kreuzfahrer nach Europa gebracht. Bereits im Mittelalter wurde das bittersüße Gewürz als appetitanregende, schweiß- und harntreibende Heilpflanze empfohlen. Unterschieden wird hauptsächlich in russischen, französischen und deutschen Estragon, deren Aromakomponenten leicht voneinander abweichen.

Inhaltstoffe und deren besondere Wirkweisen

Die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Estragon werden durch ätherische Öle, darunter Campher, Estragol, Limonen, Myrcen, Ocimen, Phellandren, Gerb- und Bitterstoffe, Flavone, Glykoside, Cumarine, Vitamin C und Mineralstoffe bestimmt.

Ätherische Öle sind für ihre antiseptische Wirkung bekannt. Gleiches gilt für Bitterstoffe, die adstringierend wirken und damit Bakterien auf Haut und Schleimhaut unschädlich machen. Bitterstoffe fördern zudem in hohem Maße die Darmaktivität und wirken entzündungshemmend sowie immunregulierend.

Vitamin C stärkt bekanntermaßen die Abwehrkräfte. An Mineralstoffen weist Estragon Calcium, Eisen, Kalium, Natrium und Magnesium auf, die für Knochen-/Muskelaufbau und Blutbildung wichtig sind. Mitunter konnten auch Spuren des natürlichen Benzodiazepins Delorazepam nachgewiesen werden, das einen beruhigenden Effekt hat.

Anwendungsgebiete und Heilwirkung

Die Bitterstoffe im Estragon regen die Magensaftproduktion an, was das Gewürz bei Magen-Darm-Problemen wie Blähungen sehr effektiv macht. Auch bei Appetitlosigkeit kann Estragon helfen. Da der gesamte Stoffwechsel angekurbelt wird und das Gewürzkraut harntreibend wirkt, lässt sich die Nierentätigkeit ebenso stimulieren, was eine sanfte Ausschwemmung von überschüssiger Flüssigkeit erlaubt. Gicht und rheumatische Beschwerden können sich bessern.

Bei unregelmäßiger oder ausbleibender Monatsblutung wirkt Estragon menstruationstreibend und regulierend. Allerdings sollten Schwangere darauf verzichten, um eine Fehlgeburt zu verhindern.

Bei Husten und Atemwegsinfekten zeigt sich die antiseptische und antientzündliche Wirkung des Gewürzkrautes genauso wie bei Zahnschmerzen oder Zahnfleischentzündungen. Das enthaltene Vitamin C stärkt die Abwehrkräfte und macht müde Geister munter.

Da in Estragon auch Phytohormone vorhanden sind, können typische Wechseljahresbeschwerden, z.B. Hitzewallungen, Reizbarkeit, Kopfschmerzen und depressive Verstimmungen, natürlich gelindert werden. Daneben hat sich das Gewürz bei Einschlafproblemen bewährt.

Anwendungsarten und Darreichungsformen

Triebspitzen und Blätter des Estragons dienen in verschiedenen Zubereitungen als heilende und stärkende Naturarznei. Die getrockneten Blätter sind gerebelt oder geschnitten im Handel verfügbar. Wer das Gewürz selbst im eigenen Garten anbaut, kann von Mai bis Herbst ernten. Estragon wird als Tee, flüssiges Kräuterkonzentrat, Öl oder in Form von Kapseln verwendet.